Ruuummms! Die Achse krachte bedenklich und die blaue Kapuze seiner standesgemäßen Robe wurde an die Rückwand der Kutsche gedrückt, als das Gespann durch ein Schlagloch fuhr und einige Momente später zuckelnd auf dem Vorplatz des Klosters in Schwingenstein zum Halt kam. Sein Blick haftete noch an dem kleinen Vorhang, der vor dem Fensterchen in der Kutschentür noch ein letztes Mal wackelte – und dann ebenfalls die Bewegung einstellte.
Er strich sich über den weißen, säuberlich gestutzen Bart, besann sich dann und holte das gefaltete Pergament wieder hervor. Eine Einladung. Schwingenstein, dachte er, hatte er wahrlich zu lange nicht mehr besucht. Gleich nach Erhalt des Briefes hatte sich auf den Weg gemacht und dem Besuch mit Freude entgegen gesehen. Der Glaube an Temora sei im Herzogtum Lichtenthal besonders tief verwurzelt, hatte er bereits gehört und dies auch schon einige Male bestätigt gefunden, so dass er sich noch hier und dort länger aufgehalten hatte und ganze drei Mondläufe unterwegs gewesen war.
Als der ältliche Reisende schließlich mit seinem bescheidenen Bündel den wackeligen Tritt hinabstieg, atmete er erleichtert den frischen Wind ein, der ihm um die Nase wehte. Im Stillen schickte er ein Dankgebet an Temora, dass sie ihm zuletzt eine solch sichere und vergleichsweise angenehme Reise beschert hatte. Seine zerschlissenen Stiefel und die müden Füße darin erinnerten ihn daran, dass dem nicht immer so gewesen war.
Mit einigen Münzen entlohnte er den Kutscher und erklomm die Treppe des altehrwürdigen Gebäudes, das sein Reiseziel war.
Er grüßte die Klosterwachen und zeigte ihnen ein Bildnis, das dem Brief Ihrer Eminenz beigelegt gewesen war – die Kohlestiftzeichnung einer jungen Frau mit feinen Gesichtszügen und ernstem Blick – die sie auch sogleich erkannten: „Ihre Gnaden Aurea, ja, die findet Ihr hier.“
So betrat er, sich umschauend, das Gebäude. Hatte er mit einem herzlichen Willkommen gerechnet? Stille umfing ihn, begleitet von einem warmen, vertrauten Gefühl, das ihm nicht unbekannt war. Zuhause - ja, auch das verband er mit der Lichtbringerin, und an Orten, die Ihr geweiht waren, fühlte er sich sogleich wohl.
Doch konnte er sich einer Frage nicht erwehren: Geweihte Temoras, wo seid ihr?
OOC: Die Klasse Priester ist wieder geöffnet, ich freue mich auf zahlreiche Bewerbungen!
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