18. Rabenmond 268
- Freihafen Bajard –
Höret, gute Bürger und ehrbare Seefahrer des Freihafen.
Höret, werte Freunde von Bajard.
Wie es alter Brauch ist, so wird auch in diesem Jahr die Winternacht begangen,
jene Nacht der Stille, des Gedenkens und der Hoffnung,
da wir uns all jener erinnern,
die im Laufe des Jahres auf See ihr Leben ließen,
und derer, deren Schiffe nicht mehr zu uns zurückkehrten,
obgleich das Wintermeer längst seine kalte Hand ausgestreckt hat.
An den Treppenstufen der Häuser,
in denen eine verstorbene oder vermisste Seele betrauert wird,
werden Kerzen niedergelegt von Nachbarn, Freunden und Verwandten.
Auch Gaben sind Brauch – warme Kleidung, Vorräte oder ein paar Münzen –
auf dass jene, die den Verlust tragen, nicht im Winter darben sollen.
Am Abend selbst werden für alle Seelen –
auch jene, deren Schicksal noch im Nebel liegt –
die Rituale der Bestattung auf See vollzogen.
Denn wie jeder Seefahrer weiß,
findet ein Toter in den Tiefen des Meeres keine Ruhe,
bis ihm die Gabe von drei Hand voll Heimaterde dargebracht wurde.
Diese wird, wie es Sitte ist, vom Steg aus in die dunkle Wintersee gestreut,
damit die Toten Frieden finden
und die Lebenden Trost.
Darum sei verkündet:
Am Tage des 30. Rabenmonds soll die Winternacht stattfinden!
Wir treffen uns zum 20. Glockenschlag am großen Lagerfeuer, wo nach der Begrüßung der Umzug zur Statue der wartenden Jungfrau stattfinden wird.
Im Auftrag der Hafenmeisterin Ksarraja Neslin Kelsam
gez. Tehlar Origon
Stellvertretender Hafenmeister
