All that is gold does not glitter,
Not all those who wander are lost;
The old that is strong does not wither,
Deep roots are not reached by the frost.
J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings Menschen sind sonderbare Wesen.
Sie stehen zu jeder Zeit im Konflikt mit sich selbst. Auf der einen Seite steht der Drang nach Entdeckung, Entwicklung und neuer Erkenntnis. Auf der anderen Seite hält die tiefe Abneigung gegen Veränderungen und den Verlust des Bekannten dagegen.
Und wenn man den Lauf der Dinge genauer betrachtet, gewinnt diese Liebe zum Stillstand im Laufe des Lebens ihren Kampf gegen die kindliche Neugier, führt zu Befriedigung und Zufriedenheit mit dem, was man erreicht und erlebt hat. Gewohnheit nimmt Überhand, zerschlägt Abenteuerlust und hinterlässt zum Höhepunkt eine gebrochene Hülle; bereit zum Sterben.
Diese faszinierende Eigenheit des Menschen, sich gegen sich selbst zu wehren, zeigt sich nicht nur im großen Kontext des Lebens, sondern auch in winzigen Kleinigkeiten des Seins. Einschlafen oder Verlieben sind wunderbare Beispiele: Es passiert erst langsam, dann plötzlich und unvermeidbar. Erst lässt man sich willenlos treiben, während die vage Ungewissheit des Weges unbeachtet vor sich hin schwelt - und dann, in exakt diesem einen winzigen Moment, wo es zu spät ist, um etwas daran zu ändern, entflammt die innerliche Panik und man versucht sich gegen das Unaufhaltsame zu wehren. Nicht nur, weil man nicht weiß, ob das, was danach passieren wird, wunderbar oder schlimm sein wird, nein, vor allem weil man nicht darüber bestimmen kann, ob es wunderbar oder schlimm sein wird. Man hat Angst um die Vergangenheit und Angst vor der Zukunft. Und alles konzentriert sich in diesem einen, winzigen
Moment der Unvermeidbarkeit.
Es ist gruselig, doch nur wer sich Neugier und Abenteuerlust hingibt, nur wer Verlust von Bekanntem und Kontrolle hinnimmt, erlebt all die Sachen, die Träumen oder Verliebtsein so mit sich bringen.
Nicht, dass es zwingend ein guter Ratschlag wäre eben dieses zu tun, es ist schlicht eine verdrängte Wahrheit dieser Welt.
Aber wie bei allem, existieren auch hier Ausnahmen. Es gibt Menschen, die sich in exakt diesen Momenten suhlen, die andere so scheuen. Menschen, die förmlich danach suchen zu stolpern, sich danach sehnen, wieder vollkommen von einem Moment der Unvermeidbarkeit überrumpelt zu werden. Menschen, für die Loslassen nicht Verlust, sondern Leben ist.
Ich bin einer dieser Menschen.
But that the dread of something after death,
The undiscover'd country from whose bourn
No traveller returns, puzzles the will
And makes us rather bear those ills we have
Than fly to others that we know not of?
Thus conscience does make cowards of us all
William Shakespeare, Hamlet